Touchierpunkte beim Gerteneinsatz

  • Reitgerte zum Springreiten: Springreitgerte in der Hand einer Reiterin © Roland Vidmar, videomar.at

Damit die Gerte auch einen Sinn hat, ist es natürlich wichtig, dass der Reiter weiß "wo" auf dem Pferd er sie einzusetzen hat und in welcher Art und Weise. Das "Wo" ist vor allem auf die "Touchierpunkte" bezogen.

Touchierpunkte in der Bodenarbeit

Wenn Sie nicht auf dem Pferd sitzen sondern neben dem Pferd stehen und mit ihrem Pferd trainieren, also bei der Bodenarbeit sind, dann ist das Wissen über die richtigen Touchierpunkte beim Pferd unheimlich wichtig, wenn Sie dabei auch eine Gerte verwenden wollen. Dazu gibt es eine Aufstellung der Touchierpunkte, die an der Spanischen Hofreitschule in Wien, gelehrt werden. Die Spanische Hofreitschule in Wien ist übrigens die einzige Institution weltweit, an der die klassische Reitkunst in der Tradition der Renaissance der "Hohen Schule" gelehrt wird.

Anwendung der Gerte beim Reiten

Die richtigen Stellen für den Einsatz der Reitgerte sind beim Reiten normalerweise direkt hinter dem Unterschenkel, also dort, wo der Reiter auch die treibenden Hilfen der Unterschenkel einsetzt. Daher sollte die Gerte auch schräg über dem Oberschenkel liegend nach unten zeigen, damit die Bewegung nicht mehr allzuaufwändig wird. Denn die Bewegung mit der Hand kann unwillkürlich dazu führen, dass der Reiter am Zügel zieht, was für das Ergebnis natürlich kontraproduktiv ist.

  • Beim klassischen Reiten setzt man die Reitgerte also am besten direkt hinter dem Unterschenkel des Reiters am Körper des Pferdes ein, sie wirkt so am besten, weil dort auch die treibenden Hilfen der Schenkel stattfinden.
  • Junge Pferde dagegen können oft auch gut angetrieben werden, wenn man die Gerte an der Schulter des Pferdes vorne einsetzt.
  • Der Einsatz der Reitgerte auf der Pferdeschulter kann auch dann richtig gemacht sein, wenn er dort mit einer kurzen Berührung entweder als verwahrende Hilfe oder für eine rechts- bzw. linkstreibende Hilfe eingesetzt wird.

Feingefühlt beim Einsatz der Reitgerte

Wichtig für den Reiter ist ein entsprechendes Feingefühl beim Einsatz der Reitgerte und - wie schon in einem anderen Artikel erwähnt - auch die entsprechende Körperkoordinationsfähigkeit des Reiters, denn der Einsatz der Reitgerte soll nicht einhergehen mit einer unabsichtlichen verwahrenden Hilfe am Zügel. Das Pferd mit der Hilfe kurz und präzise zu einer Tätigkeit aufzufordern ist übrigens effektiver als laufend mit der Reitgerte einfach nur leicht "anzutippen". Ihr Pferd soll vor der Reitgerte einen Respekt haben und dabei angstfrei auf die Hilfe reagieren können. Tatsächlich das Pferd mit der Gerte zu schlagen ist absolut tabu und entlarft jeden Reiter als unfähigen Reiter und unsportlichen Sportsmann.

Die einfachste Form den richtigen Einsatz einer Reitgerte zu verstehen ist, wenn der Reiter sich dabei einfach darauf besinnt, dass die Reitgerte nichts anderes ist, als sein verlängerter Arm. Der Gerteneinsatz ersetzt dabei übrigens nicht die anderen Hilfen, er soll sie lediglich verstärken können. Am schönsten ist das Reiten immer dann, wenn Sie die Gerte nicht brauchen sondern lediglich mit einem Schnalzen der Zunge ihrem Pferd bereits sagen können, dass das Tempo erhöht werden soll. Wenn das nichts hilft und die Gewichtshilfen- sowie Schenkeldruck ebenfalls wirkungslos bleiben, kann man die Gerte einsetzen. Nur sollte sie nicht präventiv eingesetzt werden, da ein Pferd damit auch abstumpfen kann, die Reitgerte ist immer eher das letzte denn das erste Mittel um eine Hilfe an das Pferd weiterzugeben.

Übersicht zum Thema Reitgerten & Peitschen